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High vibes only in der spirituellen Szene

Spätestens seit der Eskalation im Gaza-Streifen fühlen sich mehr und mehr Influencer dazu verpflichtet, sich zur traurigen Situation der Menschen vor Ort äußern. Stellung zu beziehen. Mitgefühl auszudrücken. Gleichzeitig kommen "spirituelle Coaches" auf den Plan, die ausdrücklich darauf hinweisen, dass wir uns davon alle nicht runterziehen lassen dürfen. Wir ziehen an, was wir in die Welt hinaustragen. Ergo sollen wir fröhlich sein, uns auf das fokussieren, was wir erreichen und werden wollen. Nicht deprimiert sein. "High vibes only" lautet die Devise. Darauf scheiß ich.

Wachsamkeit

Trauer und Glück, alles hat Platz

Ich sehe mich nicht als große Advokatin für soziale Gerechtigkeit. Menschenrechte berühren mich und wolltest du mit mir diskutieren, bin ich gerne dabei. Aber mein Herz schlägt für die Natur. Schon immer. Ich habe gerade den neuesten Vortrag von Mark Benecke zu den aktuellen Klimadaten gesehen und da brodeln eine Menge Gefühle in mir. Wut. Trauer. Resignation. Definitiv keine high vibes. Lade ich jetzt das Unglück in mein Leben ein? Wer weiß? Gehe ich zum Metzger um die Ecke, kippe einen Eimer rote Farbe übers Schaufenster und riskiere eine Strafe? Vermutlich nicht. Mache ich eine Instagram Story, um meine Follower auf dieses Wissen aufmerksam zu machen? Sehr wahrscheinlich. Denn diese Veränderung liegt in meiner Macht.

Es ist so, so wichtig, dass wir als Menschen diese Trauer, diese Wut über schlimme Dinge fühlen. Das ist Mitgefühl. Es soll dafür sorgen, dass sich etwas ändert. Wir sollen nicht immer nur das Schöne um uns herum sehen. Das wäre, als würde ich, wenn mir das Knie wehtut, einen Haufen Schmerztabletten einwerfen und einfach weiter brav den Lotussitz üben, als wäre nichts. Dann geht es halt im Stillen weiter kaputt. Hauptsache, ich bin gut drauf. Wir sollen uns aber auch nicht vom Bösen völlig entmutigen lassen.

Was also tun? Handeln wenn's geht. Und wenn die Handlung "bloß" darin besteht, andere zu informieren. Nicht verurteilen. Informieren. Lasst euch nicht einreden, eure Gefühle seien falsch, vergeudete Energie. Eure Gefühle wollen euch was Wichtiges mitteilen. Hört zu. Nehmt es an. Und handelt. Aus Liebe heraus, nicht aus Hass. So schafft ihr nämlich high vibes wo gerade keine sind.

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Gras
Sabine Gleiss
Zertifizierte Yogalehrerin (500+ h)
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