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Warum Yoga mehr als Fitness ist

Wie schaffen es Gräser, Löwenzahn und allerlei, das wir als Unkraut bezeichnen, in noch so unwirtlichen Umgebungen zu gedeihen? Kein Sturm, kein trampelnder Schuh, nichts irritiert sie in ihrem Streben. Sind sie unglücklich, wo sie stehen? Sieht nicht so aus. Und was hat das mit uns und Yoga zu tun? Es geht um Resilienz. Die Fähigkeit, sich von Krisen und Problemen aus eigener Kraft zu erholen.

Wahrnehmung

Hinschauen, annehmen, loslassen

Yoga ist eine ganze Philosophie, die uns inneren Frieden und göttliche Erkenntnis verspricht. Gut, aber so richtig greifbar ist das nicht. Darum will ich es ein wenig vereinfachen. Yoga lehrt uns, nicht wegzulaufen, wenn es schwierig wird, sondern genau hinzuschauen. Was fühle ich da? Wie nehme ich es wahr? Stülpe ich dieser Erfahrung aufgrund meiner Erinnerungen oder äußerer Einflüsse eine vorgefertigte Meinung über? Was ist es, wenn ich nur neugierig hinsehe?

Es gibt so viele Yogahaltungen, die alles andere als gemütlich sind. Nehmen wir etwa den Drehsitz. Der Oberschenkel presst sich in den Bauch. Das Atmen wird schwer. Die Hüfte dreht sich in die eine Richtung, die Schultern in die andere. Die Schwerkraft zieht uns runter, doch wir bleiben aufrecht. Wann darf ich da nur endlich wieder raus? Wenn dieser Gedanke kommt, beginnt das Wunder der Asanas.

Wir lassen das Unbehagen zu. Wir fokussieren uns auf den Atem. Wir akzeptieren die Unperfektheit unserer Erscheinung. Wir merken, wie wir mit der Zeit in der Haltung ankommen. Wir erkennen, dass dieses Unwohlsein uns keinen bleibenden Schaden zufügt. Und wir bleiben. Fühlen. Konzentrieren uns.

Ruhe finden

Von der Matte ins Leben

Ja, der Körper profitiert von der Asanapraxis. Er wird beweglicher, stärker, stabiler, fähiger. Doch wir lernen auch Disziplin, Wahrnehmung, Annehmen. Es heißt immer wieder "lass los, was dich runterzieht". Aber Loslassen ist kein bewusster Prozess. Wir können nicht entscheiden "das betrifft mich nicht mehr" und damit ist es getan. Loslassen ist die Folge von Annehmen.

Somit hilft uns Yoga, Ruhe zu finden. Ballast nicht unbedingt abzuwerfen, aber ihm die Macht über uns zu nehmen. Auch wenn wir nicht die Bhagavad Gita studieren und täglich eine halbe Stunde meditieren. Denn was wir regelmäßig auf der Matte lernen, nehmen wir mit in den Beruf, in unsere Beziehungen, in alle Schwierigkeiten, die uns begegnen. Und zu unseren schönen Erlebnissen, die wir noch intensiver wahrnehmen können.

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Gras
Sabine Gleiss
Zertifizierte Yogalehrerin (500+ h)
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